Lego– Der etwas andere Plastikmodellbau

Anfang des Jahres 2018 konnte ich mich wegen gesundheitlicher Probleme für einige Monate nicht mit unserem ernsthaften Plastikmodellbau beschäftigen. Den ganzen Tag lesen oder Fernsehschauenging gar nicht. Irgendeine sinnvolle Beschäftigung musste her. Beim Stöbern in der Bucht bin ich auf LEGO gestoßen. Ok, Kinderspielzeug. Ist bei mir auch schon über 50 Jahre her. Notwendige eigene Kreativität = 0. Dann hab ich aber verschiedene Motorräder (Chopper) entdeckt. Bis dahin wusste ich nicht, daß es so etwas von LEGO gibt. Also hab ich mir für jeweils niedrige zweistellige Beträge ein paar von dem Mopeds ersteigert.

Die Bausätze haben mich dann ziemlich überrascht. Der Maßstab liegt etwa bei 1:7. Alle Modelle können in mindestens zwei verschiedenen Varianten gebaut werden. Alle Modelle haben eine funktionierende Vorderradgabel, einen Antrieb über Einzelgliederketten. D.h. wenn man das Hinterrad dreht, bewegen sich die sichtbaren (!) Kolben im Motor. Die Chopper haben unterschiedliche Motorkonzepte. Die grüne Maschine hat einen Zweizylinder Boxermotor (wie BMW), die Blaue hat einen Zweizylinder V-Motor (Harley Davidson) und die rote Maschine hat einen Vierzylinder V-Motor wie die Yamaha V-Max. Die jeweilige Bauzeit belief sich auf netto 1,5 Stunden. Eine nette Beschäftigung für zwischendurch.

Dieses Jahr brachte LEGO einen 67er FORD Mustang auf den Markt. Als Mustang Fan und Fahrer musste natürlich auch ein LEGO Mustang ins Haus. Handelt es sich bei den Choppern um reine Fantasiefahrzeuge, ist der Mustang recht eng am Original und hat einen 100%igen Wiedererkennungswert. Proportionen, Form, alles stimmt. Auch der Mustang läßt sich in zwei Varianten bauen. Eine normale Straßenversion und eine Version, die eher für Dragstrip geeignet ist. Der Unterschied liegt in Frontspoiler, Heckspoiler, Kompressor und Motorhaube, Lachgasflasche im Kofferraum. Außerdem läßt sich die Fahrwerkshöhe am Heck über einen einfachen Mechanismus um etwa 1,5 cm verstellen. Der Mustang besteht aus rd. 1.500 Bauteilen und ist dank der ausführlichen und eindeutigen Bauanleitung (Standard bei LEGO) und der Verpackung der Bauteile in viele durchnummerierte Tüten mit den einzelnen Baugruppen in etwa vier Stunden zusammengebaut. Das einzige Manko sind die fehlenden Chromteile. Ein 67er Mustang ohne Chrom geht gar nicht. Aber LEGO produziert keinerlei Chromteile mehr. Also werde ich versuchen, zumindest bei der normalen Straßenversion, die grauen Bauteile mit Molotowspray oder Bare-Metal-Folie zu verchromen. Der Mustang für den Dragstrip behält seine grauen Bauteile. Zwischenzeitlich habe ich noch Beleuchtungssätze für den Mustang gefunden. Damit können die Frontscheinwerfer, die Zusatzleuchten, Innenraumbeleuchtung und die Heckleuchten funktionsfähig dargestellt werden

Ja, und dann habe ich im Netz den 65er Mustang von Ken Block entdeckt. Bei Ken Block handelt es sich um einen amerikanischen Rally-, Stunt,- und Driftfahrer, der insbesondere durch seine Internet-Clips sehr populär geworden ist. Seinen 65er Mustang hat Ken Block auf Vierradantrieb umgebaut. In der Saugversion leistete der 6,7 Liter Motor rd. 850 PS. Inzwischen hat der Mustang zwei mächtige Garrett-Turbolader verpasst bekommen und leistet jetzt zusammen mit einer Methanoleinspritzung rd. 1.400 PS. Der passt doch prima zum 67er Mustang. Dachte ich zumindest. Also gleich bestellt. Dazu muss man sagen, daß es sich beim Ken Block Mustang nicht um ein LEGO Produkt handelt, auch wenn es so aussieht. Der Ken Block Mustang stammt von einem asiatischen Hersteller, der LEGO-Bausätze kopiert oder eben Bausätze auf den Markt bringt, die LEGO selbst nicht herstellt. Die einzelnen Bauteile sind nicht von den originalen LEGO-Bauteilen zu unterscheiden. Aber es gibt Chromteile!Beläuft sich der Maßstab des blauen 67er Mustangs auf 1:12, ist es beim 65er Mustang 1:8. Das fertige Fahrzeug ist somit knapp 58 cm lang. Des is schon en ordendliche Klobber. Der 67er Mustang aus der LEGO Creator Serie besteht überwiegend aus den bekannten LEGO Noppenbausteinen. Beim 65er Mustang sind es nur recht wenige Noppenbausteine, der überwiegende Teil besteht aus (LEGO) technic Bauteilen. Auf Grund dieser unterschiedlichen Bauteile ist das Erscheinungsbild der beiden Mustangs nicht zu vergleichen. Tja, die Bauteile. Sind es beim 67er Mustang rd. 1.500, sind es beim 65er Mustang über 3.000! Und die sind zu 99% schwarz. Auch wenn die Bauteile analog des 65er Mustangs in durchnummerierten Tütchen zu sinnvollen Baugruppen zusammengefasst sind, ist die Zuordnung aufwendig und für die Augen (eines alten Mannes) anstrengend. Beim einen oder anderen Bauabschnitt musste ich mir Modellfotos im Internet anschauen um keine Fehler einzubauen.

Das Fahrwerk weist eine Einzelradaufhängung mit funktionierender Federung und eine funktionierende Lenkung auf. Wie das Originalfahrzeug hat der 65er Mustang einen funktionierenden Vierradantrieb und kann sogar mit zwei Elektromotoren angetrieben werden.Dem Ken Block Mustang liegen selbstklebende Sticker bei. Auf Grund der nicht existierenden Lizenzen sind die Sticker allerdings so verfremdet, daß ich sie nicht verwenden werden.Jetzt muss ich mir noch einen geeigneten Platz für den Ken Block Mustang suchen – bei einer Länge von 58cm. Das nächste Mal schaue ich vorher genau hin was ich mir da bestelle…

Text: Uwe Schiebold